Of Monsters and Men: Wir wären gerne wie die Rolling Stones!

Interview und Gigkritik: Of Monsters and Men
Bildquelle: 
Universal Music

Sie sind jung. Sie sind auf dem Boden geblieben. Und sie sind verdammt gut. Of Monsters and Men waren zum ersten Mal für ein Konzert in der Schweiz. Sie spielten im Abart, das sie im Vorfeld ihres Auftrittes lächelnd als «etwas seltsamen Club» bezeichneten und dabei auf die vielen Metallstangen zeigten, die aus den Tischen im Catering-Bereich zur Decke ragen.

 

Auch die Bühne schien ein wenig eng zu sein für so viele Musiker. Die sechs Isländer zeigten sich bemüht - sie erschienen alle persönlich zum Soundcheck. Geduldig stimmten sie ihre Instrumente und kommunizierten mit dem Tontechniker, bis jedes Instrument und jede Stimme perfekt zur Geltung kam. Der ausgiebige Soundcheck hat sich gelohnt - beim Konzert im ausverkauften Club gab´s einwandfreie Musikqualität bis in die hintersten Reihen. Zuvor trafen wir die symphatische Trupppe zum Gespräch.

 

 

Ihr seid zum ersten Mal in der Schweiz. Was gefällt euch bislang am besten?Wir haben ehrlich gesagt nur das Hotel gesehen. Einige von uns waren noch schwimmen. Der Rest war faul und hat den ganzen Tag lang Videospiele gespielt. Hoffentlich dürfen wir aber bald wieder in der Schweiz auftreten. Dann schauen wir uns das Land auf jeden Fall genauer an.

 

Ihr wart oft unterwegs in letzter Zeit. Was vermisst ihr aus der Heimat?Die Familie. Und auch ein bisschen die Ruhe und den Frieden (lachen). Und die Kinos! In Island haben wir wirklich tolle Kinos! Also, ich meine nicht die Filme, sondern die Kinos selber. Wir waren mal in den Staaten in einem und das war wirklich grauenhaft. Auch das isländische Wasser fehlt uns. Das ist einfach das Beste! Lustigerweise gibt’s das sogar in den USA im Supermarkt. 

 

 

Eure Songtexte handeln oft von Tieren. Seid ihr so richtige Tierliebhaber?Ja, natürlich. Wenn wir auf Tour sind, versuchen wir so oft wie möglich in den Zoo zu gehen. In Australien besuchten wir sogar eine Koalabär-Auffangstation, das war super. In Island leben die Tiere in Freiheit. Sie werden nicht nur zum Schlachten gezüchtet. Sie haben ein besseres Leben als in anderen Ländern.

 

Ist ein Monster eigentlich auch ein Tier?Mischt man viele Tiere zusammen, entsteht daraus ein Monster. Das könnte so aussehen: einen Hahnenkopf, einen Pferdekörper und einen Giraffenschwanz. Aber auch ein Zentaur ist eine Art Monster. Also wir würden uns ganz schön erschrecken, wenn wir draussen einen Menschenoberkörper mit Pferdebeinen antreffen würden.

 

Nanna’s Eltern hatten kein Geld für ein Klavier.

 

Eure Musik stimmt uns fröhlich und wir wollen lostanzen. Obschon die Lyrics oft ein wenig traurig sind. Wie transportiert ihr alle diese Gefühle in eure Songs? Wir mögen Kontraste. Es gefällt uns, traurige und fröhliche Aspekte zu einem bittersüssen Gefühl zu kombinieren. Mit den fröhlichen Melodien und den traurigen Texten geben wir den Hörern Raum, eigene Gefühle in die Songs zu transportieren. Als wir mit dem Liederschreiben begannen, war dies nicht unsere Absicht. Wir merkten erst beim Anhören der fertigen Songs, dass wir sehr in diese Richtung steuerten. Wenn wir jetzt einen neuen Song schreiben, müssen wir uns aber nicht zwingend an diese Linie halten. Unsere Lieder sind Geschichten. Diese entscheiden, wie das Lied wird.

 

In einem Interview habt ihr gesagt, dass ihr die 15 Minuten Ruhm, die ihr mit OMAM habt, ausnutzen wollt. 15 Minuten sind nicht viel. Glaubt ihr, dass Alles schon bald vorbei ist? Man weiss nie, was die Leute in Zukunft mögen werden. Wir haben jetzt etwas gemacht und es hat Anklang gefunden. Wenn wir alt sind, möchten wir etwas in den Händen halten, von dem wir sagen können: das habe ich kreiert. Natürlich wissen wir nicht, wie lang unser Ruhm dauern wird. Es kann jederzeit zu Ende sein. Aber wir werden alles versuchen, solange wie möglich erfolgreich Musik zu machen. Wir wären gerne wie die Rolling Stones - steinalt und immer noch im Geschäft. Falls der Erfolg irgendwann enden sollte, suchen wir uns etwas Anderes.

 

Welche Verbindung hat euer Name OMAM mit eurer Musik?  Neben den Lyrics natürlich..Vielleicht, dass wir unsere Instrumente wie Monster spielen. Unser Schlagzeuger hat zum Beispiel einen Monsterbeat. So wie der Schlagzeuger von den «Muppets».

 

In Island wird Wert auf die Musikausbildung der Kinder gelegt (Anm. d. Red.: In den meisten Grundschulen ist es obligatorisch, ein Instrument zu erlernen). Was für eine Musikausbildung habt ihr?Als wir zur Schule gingen, war das noch nicht so. Nanna zum Beispiel wollte unbedingt Klavier spielen lernen, gerade weil der Rest ihrer Familie sich hauptsächlich für Sport interessierte. Ihre Eltern konnten sich aber kein Klavier leisten. Also hat ihre Mutter Nanna eine Gitarre gekauft. Zum Glück.

 

Denkt ihr, OMAM wird in dieser Zusammensetzung bestehen bleiben?

Das weiss man nie. Vielleicht möchte einer von uns plötzlich was Anderes machen. Jeder sollte solange in der Band bleiben, wie er sich wohlfühlt. Ein Teil von OMAM zu sein, ist eine tolle Gelegenheit für uns alle. Falls das einer von uns irgendwann nicht mehr möchte, ist das absolut in Ordnung. Wir sind sehr enge Freunde und wollen natürlich gerne zusammenbleiben. Wenn alle glücklich sind, wird das bestimmt funktionieren.

 

 Die sechs machten dann auch einen sehr glücklichen Eindruck auf der Bühne. Die Stimmung im bis zum letzten Platz besetzten Abart war vom ersten Moment an grossartig. Die Fans liessen sich von den im Club herrschenden warmen Temperaturen nicht beeindrucken. Lautstark sangen sie die Songs mit, tanzten und feierten. Beim Anspielen von «Love Love Love» und «Little Talks» ging jeweils eine Woge der Begeisterung durch die Menge. Die Isländer brillierten mit ihren klaren, glockenähnlichen Stimmen und ihrem ganz eigenen, folkigen Sound. Ohne Zugabe liess das Publikum ihre Monster nicht von der Bühne. Am Schluss waren sich alle einig: OMAM zuzuhören macht einfach Spass.

 

Mitarbeit: Laura Zeller

Linda von Euw / Do, 30. Aug 2012